FOMO? Was soll denn das sein? FOMO ist die Abkürzung für „Fear of missing out“, der Angst, etwas zu verpassen und wird häufig als „Internet-Krankheit“ bezeichnet.
Leidest du an FOMO?
Das Forbes Magazine beschreibt die Auswirkungen von FOMO folgendermaßen: das Bedürfnis, ständig Neuigkeiten auf Facebook oder E-Mails zu checken, überall mitzureden, Schwierigkeiten mit der Work-Life-Balance oder auch das ständige Gefühl karrieremäßig noch nicht angekommen zu sein.
Kennst du das auch?
Heutzutage bekommst du (fast) alle Informationen, die du willst. Ganz wichtig sind dabei das Internet und die Social Media. Das Tolle ist auch, dass du nicht nur Wissen bekommst, sondern viiieeeel mehr! Da werden kostenlose Online-Kurse angeboten, Webinare, es gibt soooo viele interessante Websites und Blogs. Und die ganzen Newsletter erst… 😉
Zu viel ist zu viel!
Was auf der einen Seite genial ist, ist auf der anderen Seite manchmal geradezu erdrückend. Weil es einfach zu viel ist. Gestern hieß es zum Beispiel in einer Mail, die ich bekommen habe:
„Ehrlich gesagt will ich gar nicht noch mehr Informationen. Ich bekomme schon viel mehr Unterstützung, als ich verwerten kann. Dadurch fühle ich mich wie gelähmt.“
Oder in einer anderen: „Ich glaube, ich habe Facebook-Burnout. Es ist so viel, was da immer kommt und ich schaffe es einfach nicht, nicht reinzuschauen. Ich möchte doch auch nichts verpassen!“
Die Angst, etwas zu verpassen, führt oft dazu, dass wir uns viel zu viel zumuten und mehr konsumieren, als uns gut tut. Hier noch schnell ein Webinar, dort wieder ein neuer Newsletter und dann noch kurz auf Facebook schauen. Huch, schon wieder eine Stunde vorbei?
Dann mache ich lieber gar nichts mehr!
Die Grenze zwischen Herausforderung und Überforderung ist sehr schmal. Das, was im einen Moment noch als motivierend und anregend empfunden wird, wird im nächsten schon als zu viel, überfordernd und lähmend wahrgenommen.
Wer immer Angst hat, etwas zu verpassen und immer mehr Inhalte und Wissen konsumiert, läuft sehr schnell Gefahr, sich überfordert zu fühlen und nichts mehr richtig umzusetzen. Der eigentlich positive Effekt, sich inspirieren zu lassen und Anregungen zu holen, verpufft. Häufig entsteht dann auch das Gefühl, dass das, was die anderen machen viel besser sei und die Gefahr, sich doch „zu eng“ an den anderen zu orientieren, wird enorm. Die Alternative dazu liegt häufig im Gegenteil, nämlich gar nichts mehr zu tun.
Wie aber sieht ein sinnvoller Umgang mit FOMO aus? Hier sind verschiedene Aspekte wichtig. Zum einen ist es schwer einfach zu sagen: Ich kündige alle Newsletter, trete aus allen FB-Gruppen aus oder nutze die Social Media gar nicht mehr. Das ist auch nicht sinnvoll, denn wenn du aus Quellen sinnvolle Informationen und Inspirationen bekommst, warum solltest du diese dann komplett aufgeben?
Viel entscheidender sind der sinnvolle Umgang damit und vorher ein ganz klares Filtern. Denn wenn du etwas kennengelernt hast und weißt, dass es dir keinen wirklichen Mehrwert bringt, musst du auch keine Angst haben, etwas zu verpassen, oder? 😉
Oft sind wir aber einfach viel zu bequem, regelmäßig zu filtern und das rächt sich dann ganz schnell, weil dann Überforderung und „too much“ vorprogrammiert sind.
Wege zur Heilung von FOMO
1. Finde für dich heraus, welche Informationsquellen du hast? Notiere dir alles in Stichpunkten.
Beispiele: Newsletter, Facebook allgemein, Facebook-Gruppen, Mastermind-Gruppen, Netzwerktreffen, Zeitschriftenabos, Bücher, Online-Kurse, Präsenzseminare, Zeitung, …
2. Schätze dann grob für dich ein, wieviel Zeit du für die einzelnen Quellen pro Woche
[wp-svg-icons icon=“arrow-right-3″ wrap=“i“] Tatsächlich aufbringst
[wp-svg-icons icon=“arrow-right-3″ wrap=“i“] Aufbringen müsstest um sie sinnvoll zu nutzen
3. Überlege nun für jede einzelne Quelle, wie hoch der tatsächliche aktuelle Nutzen für dich ist. Unterteile z.B. in
0 = gar nicht; 1 = niedrig, 2= geht so; 3 = hoch
Gehe dabei von deiner aktuellen Situation aus.
[wp-svg-icons icon=“arrow-right-3″ wrap=“i“] Was brauchst du jetzt?
[wp-svg-icons icon=“arrow-right-3″ wrap=“i“] Was hilft dir im Moment am meisten weiter?
4. Trenne dich erstmal von allen Quellen, bei denen du 0 oder 1 angegeben hast.
Wichtig ist, dass du für jede Quelle einzeln entscheidest. D.h. für jeden Newsletter, jede FB-Gruppe etc. Melde dich dann konsequent von dem jeweiligen Newsletter ab bzw. trete aus der Facebook-Gruppe aus, kündige das Zeitschriftenabo etc.
Wenn du für eine Quelle 2 angegeben hast überlege dir, ob es nicht doch wenn du ganz ehrlich bist, eher eine Tendenz zu 1 oder 3 gibt. Falls nein, entscheide, ob dir die Quelle Spaß macht. Wenn du hier ein klares JA geben kannst, bleibt sie, wenn du sagst geht so, vielleicht oder nein: Weg damit!
Behalte nichts, weil du der Meinung bist: Das muss man aber lesen, abonnieren,…
Du musst gar nichts!
5. Im Idealfall hast du nun ein stark bereinigtes Portfolio an Informations- und Inspirationsquellen. Wenn nicht, wirf nochmal einen ganz kritischen Blick auf Punkt 3. 😉
Schau dir nochmal deine Zeiten aus Punkt 2. an und bereinige sie um die gestrichenen Quellen. Wie hoch ist jetzt die tatsächliche Zeit und wie hoch die eigentlich notwendige?
Sieht es schon besser aus, als vorher? Hoffentlich! 😉 Wenn nicht: Gehe zurück zu Punkt 3.! Nein, du kannst auch gerne hierbleiben, solltest dann aber trotzdem irgendwann nochmal über Punkt 3 nachdenken…
6. Jetzt geht es darum, wie du die verbliebenen Quellen effizienter nutzen kannst.
Schaue dir dazu die Zeiten an, die du für die jeweiligen Quellen benötigst. Hier fasse jetzt wieder zusammen, also z.B.
- Newsletter
- Zeitschriften
- Bücher
- Mitgliederbereiche
Die höchste Prio zur Optimierung liegt dort, wo der größte Zeitbedarf besteht.
Und überlege dann, was du machen kannst.
Beispiele:
- Setze dir fixe Zeiten pro Tag, z.B: morgens und abends jeweils max. 30 min. Kümmere dich z.B. einmal um deine Fanpage und einmal um Gruppen.
- Nutze Facebook überwiegend als Businesstool, d.h. bewusst. Ansonsten mache es aus! Ja, das meine ich ernst! 🙂
Newsletter
- Lasse die Newsletter automatisch in einen extra Ordner verschieben.
- Nimm dir einmal pro Woche Zeit das, was dich interessiert zu lesen. Archiviere diese Artikel (z.B. über Evernote) und lösche den Rest!
- Stolperst du über Newsletter, die dich wenig interessieren: abbestellen.
- Abonniere Newsletter per RSS-Feed in einen RSS-Reader. So kannst du dir deine „eigene Online-Zeitung“ zusammenstellen und lesen.
Zeitschriften
- Nimm dir auch hier einen fixen Zeitblock die neuen Zeitschriften durchzugehen. Markiere dir gleich, was dich interessiert und du aufheben möchtest.
- Scanne anschließend die relevanten Artikel ein und archiviere sie.
- Viele Zeitschriften gibt es auch als Online-Variante. Da geht die Speicherung von Artikeln häufig noch einfacher und schneller.
Bücher
- Wenn du nur nach relevanten Inhalten scannen möchtest, lese quer, d.h. Inhaltsverzeichnis, Anfang und Schluss.
- Relevante Kapitel anlesen und relevante Stellen gleich z.B. mit beschrifteten Post-its versehen oder die Seiten einscannen. Es gibt spezielle Handscanner, die sich super für Bücher oder Zeitschriften eignen. So etwas zum Beispiel: Handscanner (nein, ich bekomme dafür keine Provision! 😉 )
Das geht sehr schnell und digital macht die (spätere) Weiterverarbeitung leichter.
Mitgliederbereiche
- Setze dir hier ähnlich wie bei Facebook fixe Zeiten und konkrete Ziele, was du in dieser Zeit machen möchtest.
- Nutzt du den Bereich kaum, trete lieber aus.
Es gibt überall verschiedene Optionen. Wichtig ist, dass es zu dir passen muss. Aber du brauchst wahrscheinlich auch ein paar Tage oder Wochen dich an die Neuerungen zu gewöhnen. Also gib dir die Zeit, bevor du für dich entscheidest, ob eine Maßnahme zu dir passt, oder nicht.
Was ist mit neuen Quellen?
Wenn du über neue vermeintlich interessante Quellen stolperst, dann nimm sie vorübergehend in dein Informationsportfolio auf. Das Ziel dieser Maßnahmen ist ja nicht, dass dir wirklich interessante und inspirierende Quellen verloren gehen, sondern das Ziel ist, dass du deine wertvolle Zeit in die richtigen Quellen investierst. Und ob sie richtig sind, oder nicht, kannst du nicht immer gleich entscheiden.
Daher: Teste die neuen Quelle, aber „putze“ deine Quellen regelmäßig einmal im Monat und schmeiße aus, was nicht relevant genug ist. Das gilt dann auch für die neuen Quellen. Sie haben eine Chance von maximal einem Monat, dann wird entschieden.
Entzug
Zu manchen Zeiten reichen diese Maßnahmen nicht aus. Dann kann es eine sehr sinnvolle Option sein, einen richtigen Entzug zu machen. Lies für zwei oder vier Wochen keine Newsletter, gehe nicht auf Facebook, lies deine Zeitschriften nicht etc.
Die ersten Tage werden sehr hart sein, aber halte durch! Zum einen wirst du danach merken, dass du tatsächlich nichts Weltbewegendes verpasst hast, und zum anderen bist du anschließend wieder viel offener für wirklich interessante und inspirierende Inhalte. Und darauf kommt es ja an. Dann musst du auch keine Angst haben, etwas zu verpassen.
Und mal ganz im Ernst. (Fast) Nichts ist für immer! Du kannst später immer wieder darauf zurückkommen. Wenn es für dich passt und relevant ist. Jederzeit.
Probiere es einfach mal aus! Viel Erfolg dabei!
Wie ist es bei dir? Leidest du auch an FOMO? Wie gehst du damit um? Schreibe mir gerne, ich freue mich!
Herzliche Grüße
PS: Die Gegenbewegung zu FOMO ist übrigens JOMO. (Joy of Missing out) Damit ist das bewusste Verpassen, sich entspannen und genießen gemeint. Gefällt mir! 🙂 Davon aber später mehr…
Oh ja, das kenne ich irgendwie… Manchmal möchte ich bei Facebook einfach nur den „Konto löschen“ Knopf drücken. Aber dann gibt es auch oft wertvolle Inhalte. Wie Du schreibst, letztlich alles eine Frage der Balance. Ich schaffe es zumindest schon, am Wochenende meine E-Mails nicht zu checken. Newsletter habe ich auch schon viele abbestellt, ganz einfach, weil die Inhalte in der Regel dann auch über Facebook gepostet werden. Gerade heute früh habe ich überlegt, abends lieber mal wieder zu malen, statt in irgendwelche Bildschirme zu schauen.
Aufregende Zeiten 😉
Herzliche Grüße, Sophie