Früher, als ich noch im Unternehmen angestellt war, waren die Tage ziemlich durchgeplant. Zum Teil mit Methoden und Aufgaben, die ich mir gesetzt habe, aber sehr häufig auch mit Aufgaben die von anderen Personen kamen. Mein eigener Spielraum hielt sich, mal mehr mal weniger in Grenzen.
Nun bin ich seit mittlerweile acht Jahren selbstständig. Ich gebe zu, dass selbstständig bei mir sehr lange selbst und ständig bedeutet hat. Egal ob Wochentags abends Wochenende oder Urlaub, ich habe eigentlich immer gearbeitet. Da mir meine Arbeit großen Spaß macht, zumindest das meiste davon 😉 , fand ich das in der Regel aber nicht wirklich schlimm.
Blogparade: Entspannt selbstständig
Irgendwann wurde es dann aber doch zu viel, weil ich einfach nicht mehr abschalten konnte. Mir fehlte die Zeit, die Dinge zu reflektieren, oder auch mal langfristiger zu planen. Ständig war ich damit beschäftigt, umzusetzen, umzusetzen und umzusetzen. Als ich tolle Erfolge hatte und es nicht mal geschafft habe mich darüber zu freuen, weil ich mir einfach nicht die Zeit genommen habe, war klar, dass sich etwas ändern muss. In einem Gespräch mit meinem Bruder, ergab sich zu dieser Zeit die Idee der Blogparade: Entspannt selbstständig. Hieraus ist auch ein tolles E-Book entstanden. Ich war völlig fasziniert, wie viele unterschiedliche Ansätze, Methoden und Tools die 40 Teilnehmer gefunden haben. Nach und nach habe ich verschiedene Dinge davon umgesetzt und einige mache ich bis heute.
Eat-the-Frog-Methode
Wenn es darum geht, sich als Selbstständiger sinnvoll und gut zu organisieren und zu strukturieren gibt es die verschiedensten Ansätze. Einer davon, die so genannte Eat-the-Frog-Methode, ist wahrscheinlich den meisten schon mal über den Weg gelaufen. So auch mir immer wieder.
[Tweet „…die so genannte Eat-the-Frog-Methode…@SW_Weissenbach“]
Bei dieser Methode solltest du sozusagen den Frosch, also die unangenehmste Aufgabe des Tages, zuerst machen, damit du diese Aufgabe nicht den ganzen Tag vor dir her schiebst. Für viele scheint diese Methode auch gut zu funktionieren – für mich nicht 😉 .
Ich bin kein Morgenmensch. Wenn ich aufgewacht bin, brauche ich erst mal eine Weile, bis ich wirklich produktiv bin. Je später der Tag wird, desto mehr schaffe ich auch. Zu der Zeit, als ich die Eat-the-Frog-Methode für mich ausprobiert habe, ist es mir morgens noch schwerer gefallen, anzufangen. Trotzdem habe ich es eine ganze Weile durchgezogen, weil ich, warum auch immer der Meinung war, das müsste die beste Methode sein. Das mag schon sein, aber eben nicht für mich.
Gemeinsam vom Trainer zum Online-Trainer
Vor ein paar Wochen habe ich dann beschlossen, dass ich nicht mit der unangenehmsten Aufgaben in mein Tag starte, sondern damit, was mir wirklich Spaß macht und worauf ich Lust habe. In den letzten Wochen war dass die Arbeit an meinem Buch: Gemeinsam vom Trainer zum Online-Trainer. Die Idee dazu ist relativ spontan in meinem letzten Urlaub entstanden. Eigentlich sollte es ein neues Kurskonzept werden, aber nachdem ich das Konzept geschrieben hatte, hatte ich das Gefühl, dass die Zeit jetzt nicht reif ist für den Kurs. Stattdessen kam mir das Kurskonzept vor, wie das Inhaltsverzeichnis eines Buches.
Die Idee hat mich nicht mehr losgelassen und ich habe angefangen, an dem Buch zu arbeiten. Beziehungsweise ich wollte anfangen. Als mich eine liebe Kollegin nach zwei oder drei Wochen gefragt hat ob ich schon etwas geschafft habe, muss ich zugeben, dass ich noch keine einzige Seite geschrieben habe. Ich sagte ihr, dass ich mir gerne in Ruhe Zeit für das Buch nehmen möchte weil ich da wirklich Lust zu habe und weil es mir wichtig ist. Tja, irgendwie kam die Zeit aber nicht. Jedes Mal war der Tag schon zu Ende. 😉
„Meine“ Methode
Das ging so weiter, bis zu dem Tag, an dem ich eben beschlossen habe, dass ich jetzt jeden Tag zuerst mit der Aufgabe anfange auf die ich wirklich Lust habe. Egal, welche E-Mails in meinem Postfach gewartet haben oder welche dringenden Aufgaben auf meiner To-Do-Liste standen. Ich dachte, dass ich mit meinen ganzen Aufgaben sowieso nicht fertig werde, also könnte ich auch mit dem starten, was ich möchte. Gesagt und tatsächlich getan.
Dieser Entschluss ist mittlerweile drei Wochen alt. Und was soll ich sagen? Heute Morgen hatte ich die erste Version des Buches fertig. Natürlich ist noch eine ganze Menge zu tun. Es wird sicherlich noch einige Wochen dauern. Aber ich konnte heute Morgen selber kaum glauben, wie schnell ich auf einmal 180 Seiten hatte.
Ich mag keine Frösche essen
Mir ist klar geworden, dass ich keine Frösche essen mag 😉 . Zu wissen, dass ich gleich mit einer unangenehmen Aufgabe starten muss, hat mir den Start in den Tag noch schwerer gemacht. Ich habe zig Gründe gefunden, was ich denn zuerst machen muss, bevor ich tatsächlich anfangen kann zu arbeiten. Das war wirklich Quälerei für mich. Trotzdem habe ich es eine Weile durchgezogen, weil ich dachte, dass ich mich erst an diese Art zu arbeiten gewöhnen muss.
Umso begeisterter bin ich jetzt von der Methode, mit der tollsten Aufgabe des Tages anzufangen. Dadurch freue ich mich morgens darauf, loszulegen. Aber nachdem ich ein oder zwei Stunden daran gearbeitet und schon was Tolles geschafft habe, war ich dann meistens so im Flow, dass auch die Aufgaben auf die ich keine große Lust hatte, schnell von der Hand gegangen sind. Ob ich alles von meiner Liste geschafft habe? Nein. Aber das habe ich vorher auch nicht. Ich schaffe aber viel mehr, habe viel bessere Laune und habe das Gefühl, auch produktive Dinge zu tun und nicht immer nur abzuarbeiten.
[Tweet „…mit der tollsten Aufgabe des Tages anfangen…@SW_Weissenbach“]
Für mich ist dies genau die richtige Methode. Aber das heißt natürlich nicht, dass das auch für dich gilt. Vielleicht funktioniert bei dir auch das Frösche essen sehr gut. Sei einfach happy, wenn du für dich eine gute Struktur gefunden hast. Wenn du aber für dich feststellst, dass es irgendwie noch nicht rund läuft, dann probiere es einfach auch mal anders aus.
Liebe Simone
Du schreibst mir aus dem Herzen. Für mich hat sich bewährt diese Aufgaben fix einzuplanen, idealerweise für die erste Tageshälfte, weil sie sonst gerne verschoben werden, aber definitiv erst nachdem ich schon was Schönes erledigt habe. Ansonsten fühlt es sich für mich an, wie wenn ich kurz nachdem Aufstehen zum Zahnarzt müsste und diese Vorstellung würde mir schon den Abend vorher vergraulen.
Ich wünsche dir einen schönen Start in den neuen Morgen und bin gespannt auf dein Buch. Das wird sicher eine tolle Sache.
Beatrice
Liebe Beatrice,
oh ja, der Vergleich mit dem Zahnarzt trifft es sehr gut! Der macht mir auch immer ein sehr deutliches Magengrummeln…
Bis ganz bald und liebe Grüße
Simone
Hach wie witzig, dieser Artikel wurde wohl „extra“ für mich heute geschrieben 🙂 Ich hatte heute auch vor, erst den dicksten Frosch anzugehen, was mir dann irgendwie schon vorher ein leichtes Magendrücken verursachte.
Danke für diesen wunderbaren Artikel. Ich werde es heute gleich mal ausprobieren, die Welt aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.
Herzliche Grüße und euch allen einen wunderbaren Wochenstart, Doris
Liebe Doris,
herzlichen Dank für dein Feedback! Und? Hast du es ausprobiert? Wie ging es dir damit?
Ganz liebe Grüße
Simone
Hallo Simone,
also gestern ging es mir sehr gut damit. Der unangenehme Druck in mir löste sich auf. Allerdings war es erst einmal gar nicht so leicht umzuschalten und sofort etwas zu finden was mir Spaß macht und der Kopf keine Einwände dazu hatte.
Der nachfolgende Kommentar von Jesta war dann Balsam für die Argumente meines Verstandes. Heute hatte ich bis jetzt vor lauter Pflichtterminen noch keine Wahl, aber ich bleib die Woche dran um das auszuprobieren 🙂
Liebe Grüße Doris
Liebe Doris,
mach dir keinen Kopf. An manchen Tagen ist das bei mir auch so. Aber auch der Punkt, sich die „Erlaubnis“ zu geben, dass es mal so und mal so ist, hat für mich schon einen großen Unterschied gemacht. Wobei ich gestern so einen Tag hatte, den ich am liebsten aus dem Kalender streichen würde… Aber heute sieht das schon wieder anders aus! 🙂
Herzliche Grüße
Simone